18.11.2018
Höflichkeit ist eine Tugend
Höflichkeit ist eine Tugend – merk` es dir schon in der Jugend …
Dies gilt vor allem für einen Richter in der Jugend, denn wenn er im Alter auch noch richten und seine Bezüge beziehen will, ist es ratsam, höflich zu sein zu denen, die ihn beurteilen und von ihm ihre Urteile beziehen.
Ich persönlich hab es nicht so mit der Höflichkeit, aber ich bin ja auch Waldarbeiter und kein Richter.
In meiner Jugend war ich ziemlich höflich, aber jetzt bin ich es nicht mehr, was damit zu tun hat, dass es
– um ein weiteres Sprichwort zu zitieren – so aus dem Wald zurück schallt, wie man in den Wald hinein
gerufen hat.
Mir ist Ehrlichkeit lieber als Höflichkeit, aber ich bin jedesmal total begeistert, wenn sich Ehrlichkeit und Höflichkeit gemeinsam auf einem Blatt Papier versammelt haben. Das ist äusserst selten der Fall, und ich bin froh und stolz, dass sich ein solches Exemplar in meiner grossen Sammlung von Dokumenten befindet :
Der Verfasser war so ehrlich, die Zusammenhänge der dienstlichen Tätigkeiten klar zum Ausdruck zu bringen.
Dieses Stück Papier dürfte ich eigentlich gar nicht haben, denn es ist an die Frau Landrätin gerichtet.
Es handelt sich um ein gerichtsinternes Dokument, dessen Veröffentlichung zumindest vor der mündlichen Hauptverhandlung strafbar ist, vielleicht auch danach. Was soll`s. Bestrafen macht Spass, und man muss anderen ihren Spass auch mal gönnen können. Ausserdem kommt es bei einem Schwerverbrecher wie mir auf ein bißchen Strafe mehr oder weniger auch nicht mehr an …
Dieses aussergewöhnliche Dokument voll aussergewöhnlicher Höflichkeit befand sich in den Gerichtsakten. Als nicht anwaltlich vertretene Prozesspartei hatte ich das Recht auf Akteneinsicht und habe eine Kopie davon machen lassen. Ab dem Moment war klar, wie das Verfahren ausgehen wird.
Wenn sich ein Devotling derart bei seiner Domina anbiedert, weiss auch der Allerletzte, wer in dieser Beziehung das Sagen hat. Normalerweise ist es die Aufgabe eines Zeugen, ehrlich die Wahrheit zu sagen, doch hier wird der Zeuge Brugger als Informant über den Beklagten gebraucht. Er soll dem Richter seine „Beobachtungen“ über ein gemeinsames Treffen mit dem Beklagten mitteilen. Ich komm grad nicht auf den Namen des legendären Informationsdienstes der DDR … ( wahrscheinlich weil es 30 Tagessätze kosten würde..)
Das Wort „Pachtvertrag“ ist in Anführungszeichen gesetzt, was wohl auf seine Fragwürdigkeit hinweisen soll.
Trotzdem ist im Verlauf des Verfahrens unter den Tisch gefallen, dass die Stadt Löffingen unter Verschweigen der Altlasten mit diesem fragwürdigen Vertrag fast das 3-fache an Pacht eingenommen hat, was sie bei einem Verkauf hätte erlösen können. Diese meine Beobachtung war einfach zu unhöflich oder ich habe sie nicht hochachtungsvoll genug vorgetragen …
Es gibt noch ein fragwürdiges Schreiben. Es ist zwar total unhöflich, dafür aber sensationell ehrlich.
Ich möchte es auch nicht vorenthalten.
Hier ist es :