21.04.2016
Erdogan in Tomatistan
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Erdogan auf Staatsbesuch in Löffingen
von unserem Lokalreporter
LÖFFINGEN. Überraschend ist gestern der türkische Staatspräsident Erdogan zu einem Staatsbesuch in Löffingen eingetroffen. Er wurde vom Löffinger Bürgermeister Link vor dem Rathaus mit blasmusikalischen Ehren begrüsst. In einer kurzen Ansprache zeigte Link sich erleichtert, von einem international renomierten Beleidigungsgegner Unterstützung zu erhalten. Es sei sinnvoll und hilfreich, zusammen mit geeigneten Partnern Beleidigungen die Stirn zu bieten.
In seiner Dankesantwort sagte Erdogan, dass er nicht nur deutsches Fernsehen schaue, sondern auch deutsches Internet lese, wobei er auf eine Internetseite gestossen sei, auf die näher einzugehen sich nicht lohne …
Er habe aber dabei festgestellt, dass sich zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb eine Keimzelle von Widerstandskämpfern gegen Beleidigung gebildet hat, weshalb er dem Sultan von Tomatistan seine Aufwartung machen möchte. Erdogan regte die Gründung einer globalen Agentur zur Bekämpfung der Beleidigung an und erklärte sich bereit, die Führung dieser Agentur zu übernehmen. Gemeinsam werde es gelingen, die Pest der Beleidigung auszurotten.
Anschliessend trug sich Erdogan zusammen mit seiner Gattin ins goldene Buch der Stadt Löffingen ein.
Danach wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Löffingen, zum Ehrenvorsitzenden der Löffinger Tontaubenzüchter und zum Ehrendoktor der Löffinger Grund- und Hauptschule ernannt.
Als Gutmensch und Verfechter der Meinungsfreiheit legte Bürgermeister Link grossen Wert darauf, dass das dicht gedrängte Besuchsprogramm mit einer kritischen Fragestunde begann. Dazu begab man sich in die Festhalle, wo Ergogan sich den kritischen Fragen von kritischen Bürgern stellte.
Ob er auch mal was anders als Döner esse und ob er beim letzten Länderspiel der türkischen Nationalmannschaft den Torwart ausgewechselt hätte, wenn er der Trainer gewesen wäre, wurde Erdogan gefragt, was er jeweils bejahte.
Leider musste die Veranstaltung nach 10 Minuten abgebrochen werden, als einer den Gast fragte, ob seine Frau Prügel kriegt wenn sie anfängt Stress zu machen.
Zwar konnte Erdogan noch antworten, dass er sowohl als Politiker wie auch als Privatmann stets bestrebt sei, Probleme im Konsens zu lösen, was aber nicht ausschliesse, dass er sich auch andere Optionen offen halte. Seine Gattin könne jedenfalls nur Gutes über einen Harem berichten. Bürgermeister Link beendete die Frageminuten mit Hinweis auf den Zeitdruck.
Nächster Programmpunkt war die Besichtigung des neuen städtischen Bauhofs unter Führung des Löffinger Stadtbaumeister Rosenstiel. Präsident Erdogan zeigte sich bestürzt und schockiert über das Schicksal der Männer in den orange-farbenen Anzügen in dem umzäunten Gelände. Er forderte die sofortige Freilassung seiner Glaubensbrüder und die Schliessung des Lagers. Er sei vor seinem Besuch in Tomatistan auf alles gefasst gewesen ausser darauf, ein zweites Guantanamo vorzufinden.
Stadtbaumeister Rosenstiel erklärte seinem Gast, dass die orange gekleideten Männer keine Inhaftierten, sondern Stadtarbeiter seien, die sich genauso wie er selbst in den Schutzbereich des öffentlichen Dienstes geflüchtet hätten, um nicht länger von den Anforderungen der freien Wirtschaft verfolgt zu werden.
Besonderes Interesse zeigte der türkische Präsident an der nagelneuen Kehrmaschine des Bauhofs. Nach einer Probefahrt wollte er sofort einen Kaufvertrag über 1000 Stück dieser Geräte unterzeichnen. In der türkischen Medienlandschaft müsse endlich mal richtig saubergemacht werden.
Erdogan schlug vor, die jämmerliche Holzhütte zwischen Bauhofgelände und Wertstoffhof abzureissen und an die Stelle eine Grosse Moschee von Tomatistan zu bauen. Rosenstiel erwiderte, er habe diesbezügliche Pläne bereits in der Schublade, die aber noch vom Amtsgericht Neustadt überarbeitet werden müssten.
Nach einem kurzen Imbiss im Gewächshaus mit Tomaten und Ziegenkäse wurde dem türkischen Staatspräsidenten das Löffinger Nahwärmeprojekt vorgestellt.
Dabei wäre es fast zu einem Eklat gekommen. Präsident Erdogan zeigte sich sehr verärgert darüber, dass ihm in Anbetracht der deutschen Vergangenheit eine Giftgasfabrik vorgeführt werde. Der Führer (der Besichtigung) Rosenstiel konnte die Wogen wieder glätten, indem er darauf verwies, dass die Anlage zur Vernichtung von Geld und nicht zur Vernichtung von Menschen konzipiert sei. Die Vernichtung von Menschen sei aus seiner Sicht kontraproduktiv, denn Tote zahlten bekanntlich keine Steuern. Er sei als Stadtbaumeister aber darauf angewiesen, dass von der Arbeitsleistung von Menschen der finanzielle Rahm abgeschöpft werde, der ihm als Geld zur Verfügung gestellt werde, damit er dieses Geld dann ordnungsgemäss vernichten könne.
Natürlich stinke das Löffinger Nahwärmeprojekt und speziell die Biogasanlage zum Himmel. Aber „ein Guter hält es aus und Schlechte brauchen wir in Löffinger sowieso nicht“ so Rosenstiel. Präsident Erdogan zeigte sich erfreut und dankbar, endlich mal einen deutschen Komiker kennenlernen zu dürfen, dessen Humor auf der selben Wellenlänge wie der seine liege. Allerdings merkte er an, dass ein einziger Funken ausreiche, damit es zu einem grossen Knall kommt.
Quelle : http://www.spiegel.de/panorama/stinkender-guelleregen-biogasanlage-explodiert-a-523620.html
Aber manchmal reicht ja sogar ein einziges Wort oder Gedicht, damit es zu einem grossen Knall kommt …
Der hohe Gast aus der Türkei drängte nun auf den versprochenen Besuch des Unadinger Geissenfestes, denn er sei bei seiner Internetrecherche auch auf die Internetseite des Unadinger Geissenfest gestossen. Als Hobby-Landwirt und Viehhalter sei er an diesbezüglichen deutschen Erkenntnissen sehr interessiert.
Auf dem Festgelände am Unadinger Sportplatz bemängelte Erdogan das Fehlen kleiner Zelte, in die sich potentielle Käufer einer Geiss zwecks ihrer ausführlicher Begutachtung zurückziehen könnten. Bürgermeister Link erklärte seinem Staatsgast, dass diese Geissen nicht zum Verkauf stünden, sondern zum Kurzhalten des Grases um den Sportplatz herum da wären. Präsident Erdogan lud alle interessierten Löffinger und Unadinger zum Gegenbesuch eines türkischen Geissenfestes ein, woraufhin Stadtbaumeister Rosenstiel und der CDU-Gemeinderat und Rechtsprofessor Behnke sofort ihre Teilnahme zusagten.
Der Staatsgast liess es sich nicht nehmen, über den Stadionlautsprecher diese unsterblichen Worte zu verkünden :
Üch bün ein Ünadünger !!!
Danach wurde im Clubheim ein gemeinsames Positionspapierverabschiedet. Sowohl Bürgermeister Link als auch Präsident Erdogan forderten die Gründung eines Kompetenz-Teams zum Thema „Meinungsfreiheit ? – Nein danke !“ . Zum Leiter des Kompetenz-Teams wurde in geheimer Abstimmung einstimmig Stadtbaumeister Rosenstiel gewählt. Zudem wurden weitere Treffen in halbjährlichem Rythmus vereinbart, um sich über die neuesten Erkenntnisse der Beleidigungsbekämpfung austauschen zu können.
Bürgermeister Link lud Präsident Erdogan zum grossen Tribunal wegen Beleidigung am
02.Mai 2016 um 9:30 Uhr ins Amtsgericht Titisee-Neustadt ein.
Erdogan liess offen, ob er kommen werde. Er sei derzeit mit den Vorbereitungen zum 3.Weltkrieg beschäftigt, weshalb alles andere für ihn nachrangig sei. Unabhängig davon, wie die Richterin in Neustadt entscheiden werde, sei er sich aber ziemlich sicher, dass der Prophet den Angeklagten in die ewige Verdammnis der Hölle verdammen würde.
Leider geht auch der schönste Besuch einmal zu Ende. Mit grossem Hallo und vielen winkenden Taschentüchern wurde die Fahrzeugkolonne des türkischen Präsidenten aus Löffingen verabschiedet. Leider blieb ein etwas schaaler Beigeschmack, denn bei nicht wenigen Beobachtern verfestigte sich der Eindruck, dass der Staatsgast vom Unadinger Geissenfest ein wenig enttäuscht war …