13.06.2018
Die Stadt der Ehre
Seit ich den Herrn auf diesem Bild kenne, kann mir jeder den Buckel runter rutschen, der nur zwei oder drei Orden an seine schmächtige Hühnerbrust geheftet bekommen hat. Solche low-performer sollen bleiben, wo der Pfeffer die Tomate wächst …
Die Natur hat es so eingerichtet, dass ein silbriges Schimmern ein Aufruf an alle Mit-Lebewesen ist, dem silbrig Schimmernden die nötige Achtung und Ehrerbietung zu erweisen. Allerdings ist es bei den Gorillas der silbrige Rücken und nicht die mit silbernen Blechplaketten behängte Brust, die Konkurrenten, Nebenbuhler und Emporkömmlinge erschaudern lässt. Aber Primatologie ist solchen Herren egal, obwohl sie dieser Spezies besonders nahe stehen …
Der Silberrücken ist der Chef bei den Primaten und der Silberbrüstling bei den Menschen. Einer muss halt immer der Chef sein, am besten der Beste und Ehrenhafteste, sonst klappt es nicht. Nur woher soll man bei den Menschen wissen, wer der Beste und Ehrenhafteste ist ? Deshalb sind die wichtigsten Erfindungen der Menschheit neben dem Rad und dem Dosenöffner die Uniform, der Orden und die Tageszeitung …
Ein stinknormaler Affe ist eine Pussy im Vergleich zu einem Silberrücken, so wie ein deutscher Sozialdemokrat eine Pussy ist im Vergleich zu einem gestandenen stalinistisch-bolschewistischen Mannsbild wie auf dem Bild oben. Wenn ich bei diesem Herrn einen Persönlichkest-Schnelltest durchführe, komme ich zu folgendem Ergebnis :
Dieser Herr ist übergewichtig und impotent, er hat Diabetes und erste Anzeichen von Demenz und er würde seine Alte windelweich schlagen, wenn sie ihm ein hartgekochtes Ei zum Frühstück serviert. Aber das macht überhaupt nix, denn er gehört zu den Guten und Ehrenhaften, sonst hätte er nicht so viele Orden verliehen bekommen.
Mittlerweile ist es aus der Mode gekommen, seine Orden und Ehrungen am Jacket durch die Stadt der Ehre spazieren zu tragen. Man hat einen Artikel in der Tageszeitung geschaltet und das reicht völlig aus. Jeder weiss dann Bescheid, wer Ehre hat und wo sie herkommt. Die bekommenen Orden legt man ganz oben auf`s Regal und dann kann man sich immer einen runter holen, wenn einem danach ist.
In der Stadt der Ehre ist es dafür in die Mode gekommen, seine Ehre einzuklagen. Dazu reicht es aus, dass jemand seine Missachtung kund getan hat. Schon ist die Ehre verletzt. Das hat es ganz schnell. Man muss nur einen Lügner „verlogen“ nennen oder zu einem Alten „Alter“ sagen. Gott sei Dank heilt die verletzte Ehre wieder, wenn gestraft wird. So geht Rechtsstaat, und wem es nicht passt, der kann gerne die Stadt der Ehre verlassen und rüber zu den Bolschewiken gehen.
Ich möchte auf gar keinen Fall die Verletzung der Ehre verharmlosen. Ein Verstoss gegen das Gebot der Ehre ist eine schlimme Sache, die automatisch empfindlich bestraft wird. Aber die Ehre eines Menschen kann doch nicht durch Worte eines anderen verletzt werden, sondern nur durch die eigenen Handlungen und Taten eben dieses Menschen. Bei den Gorillas mag es anders sein, doch wir wollen bei den Menschen bleiben.
Hier ist mal ein besonders schönes von den vielen Beispielen aus der Stadt der Ehre :
Die Ehre gebietet es, dass man ein Amt, in das man gewählt werden kann, nur annimmt, wenn man die entsprechende Anzahl an Wählerstimmen erhalten hat. Genauso gebietet es die Ehre, ein Amt auch anzunehmen, wenn man die meisten Wählerstimmen erhalten hat, sonst hätte man nämlich gar nicht erst kandidieren brauchen.
Quelle : Badische Zeitung 10.07.2014 : Trotz der Wahl gewählt
Ehre ist etwas, das man sich durch sein Tun und Handeln erwerben muss. Sie ist weder einklagbar noch käuflich, weshalb sich eine Selbstverletzung der eigenen Ehre auch nicht mehr durch Zahlung von 300 € oder 900 € heilen lässt. Diese Schande des ehrlosen Handelns bleibt lebenslänglich, und das würde ich mal eine wirklich empfindliche Strafe nennen …
Dies gilt auch für Falschaussagen vor Gericht, für das Verschweigen von Altlasten, das Fälschen und Unterdrücken von Urkunden, das Entwässern von quecksilberbelastetem Wasser in die Wutach, die Überschuldung auf Kosten der nächsten Generation usw.
Auf der anderen Seite wird in der Stadt der Ehre der einklagbaren Ehre auf dem Papier der gewohnt hohe Stellenwert beigemessen :
Quelle : Badische Zeitung 15.05.2018 Beleidigung oder Alltagssprache?
Junger Mann bezeichnet Polizisten als „Alter“ – das kostet ihn 300 Euro
Vom Alter her könnte es sich beim Verletzten um den Unadinger Silberrücken handeln …
Auf jeden Fall handelt es sich um einen Guten, denn sonst hätte er vor Gericht nicht Recht bekommen. Und es handelt sich um einen Dummen, denn die 300 € sind für die Rentenkasse verloren, und diese Jungen und alle Jungen, die es lesen, werden wenig Lust verspüren, für solche Alten auch nur einen Finger krumm zu machen …
Ich habe einen Kollegen, der lange in Berlin war. Er konnte es nicht glauben, weswegen in der Stadt der Ehre Stress gemacht wird. Er sagt, er hätte in Berlin schon hundertmal zu einem Polizisten „Alter“ gesagt, ohne dass die davon Notiz genommen hätten. ( So geht es in Berlin zu ). Er sagt auch „Alter“ zu mir, wahrscheinlich weil ich vom Alter her sein Vater sein könnte. Noch öfter sagt er „Digger“, was beim Hörer wie „Dicker“ ankommt, aber es beleidigt mich nicht, denn ich habe einen Traumkörper mit Idealmaßen …
Neulich hatte ich wieder mal einen Alptraum :
Ich ging in der Stadt der Ehre auf dem Gehweg auf der rechten Strassenseite. Auf dem Gehweg der linken Strassenseite kam mir eine Dame mit Traumkörper und Idealmaßen im Minirock und silbrig schimmernder Bluse entgegen. Um polizeiliche Ermittlungen wegen einer Glotzattacke zu vermeiden, schaute ich die ganze Zeit nach rechts.
Trotzdem hielt wenig später ein Polizeiauto neben mir an. Zwei Gorillas stiegen aus und zerrten mich in das Polizeiauto. Wir fuhren direkt zum Amtsgericht. Dort saß schon der Jungrichter im schwarzen Morgenmantel und verlaß die Anklageschrift :
„Der Angeklagte wird beschuldigt, der Verletzten gegenüber seine Missachtung zum Ausdruck gebracht zu haben.“
Ich sagte :
„Euer Ehren !!
Ich wollte nicht meine Missachtung zum Ausdruck bringen, ich wollte polizeiliche Maßnahmen wegen einer Glotzattacke vermeiden.“
Da sagte der Richter :
„Angeklagter !!
Wann werden Sie es endlich begreifen ?
Sie werden immer verurteilt werden, wenn Sie verurteilt werden sollen.
Was meinen Sie, wozu die zigtausend Paragrafen in den Gesetzen und Verordnungen da sind ?
Wir werden immer einen Paragrafen finden, gegen den Sie verstossen haben.
Wenn Sie mal einen finden, der Sie entlastet, dann ist er nicht anwendbar.
Oder ihr Vortrag ist nicht substantiiert genug.
Es wird Ihnen nie gelingen, einen Grund zu nennen, der substantiiert genug ist.
Eher wird es Ihnen gelingen, einen Pudding an die Wand zu nageln.
Denn was substantiiert ist, entscheide allein ich.
Sie werden immer die Arschkarte haben, so lange wir die Karten mischen.
Ich sagte :
„Euer Ehren !!
Ich werde gegen dieses Urteil Berufung einlegen.“
Da stand auf einmal der hinzu gezogene Justizwachmeister auf und griff an seinen Gürtel.
Ich dachte schon, jetzt holt er die Knarre raus und bläst mir die Kerze aus.
Aber es war eher so eine Art Fernbedienung, mit der er eine Warnsirene auslöste.
Auf einmal ging die Warnsirene los:
uuuuiiiuuuuuiiiuuuuiiiuuuuiii
Doch es war nur mein Wecker und ich wachte auf …
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Grüße an die Aufgeweckten und an die Aufgewachten !!
Spass und Satire sind die besten Mittel, um gegen den allgegenwärtigen Wahnsinn anzugehen.
Im folgenden video kann man einem Silberrücken zuschauen, wie er sich bei den jungen Zipfelklatschern und Schwanzlutschern aus Hinterdubelfingen den offenbar notwendigen Respekt verschafft …