10.05.2017
Morbus Tomatistanis
Netdoktor.de
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Das Lexikon der Erkrankungen
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Kapitel 456
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Morbus Tomatistanis
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Im Gegensatz zu den Volkskrankheiten Morbus Crohn, Morbus Bechterew und Morbus Alzheimeris handelt es sich bei Morbus Tomatistanis um eine Erkrankung der Eliten bzw. derer, die sich dafür halten. Zum Glück beschränkt sich die Verbreitung der Erkrankung auf ein relativ kleines Gebiet der südwestlichen Baar bzw. der Alb-Wutach Region.
Morbus Tomatistanis kommt bei ca. 0,5 % der Bevölkerung vor.
Im Schnitt erkrankt jeder 200. Löffinger. Männer sind fünfmal häufiger betroffen als Frauen. Die Erkrankung tritt zum ersten Mal zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Erste Anzeichen sind der Gedanke, für den Gemeinderat zu kandidieren oder ein öffentliches Amt bekleiden zu wollen sowie der unbändige Wunsch, auch mal ein paar Tomaten aus dem städtischen Gewächshaus abzubekommen …
Die Ursachen von Morbus Tomatistanis sind bislang unklar. Die Forschung vermutet eine Infektion mit dem Erreger durch das Elternhaus oder über Arbeits- und Vereinskollegen. Eine besondere genetische Disposition kann nicht ausgeschlossen werden, denn über 90 % der Löffinger sind immun gegen Morbus Tomatistanis. Sie haben eine absolute Resistenz gegen Morbus Tomatistanis entwickelt. Viele fordern mittlerweile sogar eine Aussonderung der Infizierten …
Die Tomatistanische Krankheit befällt besonders das Gehirn. Durch Umbauprozesse kommt es zur Zerstörung von Gehirngewebe, gleichzeitig aber auch zu Verknöcherungen des Gehirns, was für die Patienten nicht nur schmerzhaft ist, sondern ihre geistige Beweglichkeit drastisch einschränkt. Der Krankheitsverlauf und der daraus entstehende Leidensdruck können jedoch von Patient zu Patient stark variieren.
Morbus Tomatistanis ist eine chronische Erkrankung und tritt oft in Schüben auf. Das bedeutet, dass das Voranschreiten der Erkrankung stufenweise immer schmerzhafter bzw. einschränkender wird. Neben den Hauptbeschwerden der zunehmenden geistigen Versteifung kommt es in vielen Fällen zur Schädigung des Herzens und anderer emotionaler Zentren. Diese Komplikationen spielen für den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität der Patienten eine wichtige Rolle.
Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Angst der Betroffenen vor Vereinzelung und ihr extremer sozialer Achtungsanspruch ein idealer Nährboden für die Erkrankung an Morbus Tomatistanis sind. Die Entzündungen im Gehirn der Patienten spiegeln sich in ihrem alltäglichen sozialen Umfeld darin, dass sie Streit mit unbescholtenen Mitmenschen entzünden.
Um bei so einem Streit am Ende die Nase vorn zu behalten, scheuen die Patienten nicht einmal davor zurück, vor Gericht zu lügen und falsche Pläne vorzulegen. Sie rotten sich gerne zu Horden zusammen, am liebsten um einen Bürgermeister und einen Rechtsprofessor herum, denn ihnen ist durchaus bewusst, dass unangehneme Folgen auf sie warten können, vor denen sie die Bezugspersonen in Schutz nehmen sollen.
Dieser Umstand erschwert die Arbeit der Therapeuten. Erkrankte Patienten, die anderen erkrankten Patienten Bestätigung und Anerkennung verleihen, sorgen dafür, dass alle zusammen glauben, sie wären völlig gesund …
Die Erkrankung in ihrem Endstadium wird als Morbus Rosenstiel bezeichnet. Als zusätzliche Krankheitssymtome treten Erektionsschwächen bis hin zum Erektionsverlust sowie nächtliches Einnässen auf. Die Betroffenen leben in der Angst, dass ihre Machenschaften ans Tageslicht kommen und reagieren allergisch auf Öffentlichkeit und Transparenz. Ihre Neigung zu intellektuellen Fehlleistungen nimmt zu und das ist der Punkt, wo ein couragierter Arzt mit einer erfolgsversprechenden Behandlung ansetzen kann …
Morbus Tomatistanis ist nicht unheilbar. Mit Hilfe einer Schocktherapie kann jederzeit eine Spontanheilung eintreten. Die Vorführung vor einen Haftrichter kann wahre Wunder vollbringen. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in einem Reha-Zentrum bei frisch gesiebter Luft und täglichem Hofgang sind die Prognosen für eine Heilung ausserordentlich gut …
Ziel der Therapie muss es sein, die Patienten zu resozialisieren und ihnen die Erkenntnis nahe zu bringen, dass auch kleine Bürger einen Achtungsanspruch haben und Platz zum Leben und Arbeiten brauchen, denn die müssen mit ihren Steuern ja nicht nur die freilaufenden Infizierten finanzieren, sondern am Ende dann auch noch deren Therapie …