In der Höhle des Tigers

In der Höhle des Tigers

Weil mich äusserst selten jemand höflich um etwas bittet und weil ich sowieso dauernd auf der Suche nach der Wahrheit bin, beschloss ich, mich in die Höhle des Löwen bzw. der Tiger zu wagen, um Melanie und die Wahrheit kennenzulernen. Ich fuhr zur ehemaligen Löffinger Stadtsäge, aber dort war keine Melanie anzutreffen. Es kam jedoch Herr Jan Walliser, der sie kannte und von der email wusste.

Herr Walliser sagte, er störe sich besonders an dem youtube-video und der Bezeichnung „Tiger-KZ“ auf meiner homepage. Ich sagte, sobald ein youtube-video hochgeladen ist, wäre es für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Sollte das video ein Geschehen zeigen, für das normalerweise Eintritt bezahlt werden muss, dann müsse er bei youtube die Entfernung beantragen und denjenigen in Regress nehmen, der es bei youtube hochgeladen hat. Daraufhin bestand Herr Walliser nicht mehr auf einer Entfernung des video von meiner homepage.

Ich sagte, dass mir bewusst ist, dass die Bezeichnung „Tiger-KZ“ grenzwertig ist, aber das auch Geflügelfarmen als „Hühner-KZ“ und gelegentlich auch Altersheime als „Senioren-KZ“ bezeichnet werden. Manchmal hätte ich sogar den Eindruck, dass der ganze Planet Erde ein KZ für sauerstoffatmende Organismen sei. Herr Walliser machte deutlich, dass sein Projekt ein Raubtierhof sei und kein KZ, in dem Tiger vergast werden. Ich gab zu bedenken, dass ein Konzentrationslager etwas anderes als ein Vernichtungslager ist. Diese Diskussion wollte aber weder ich noch Herr Walliser vertiefen. Herr Walliser drängte auf eine Änderung, aber Tigerhof oder Raubtiershow war mir zu verharmlosend. Ich schlug als Anspielung auf den (unverschämten) Ein-Jahres-Vertrag der Stadt Löffingen die Bezeichnung „Tigerjahresstätte“ vor, was Herr Walliser sofort akzeptierte.

Herr Walliser erzählte mir, dass er schon Morddrohungen von radikalen Tierschützern erhalten hat, was ich voll Scheisse fand. Ich erzählte Herrn Walliser, dass meine homepage schon mal ermordet wurde, was wiederum Herr Walliser nicht gut fand. Ich sagte, dass ich mich nicht zu den Tierschützern zähle, aber seiner Raubtiershow trotzdem ablehnend gegenüber stehe. Allerdings schliesse meine Vorstellung von Freiheit ausdrücklich mit ein, dass jemand ein Projekt oder Gewerbe oder was auch immer machen kann, auch wenn es mir nicht gefällt. Mich störe dabei weniger die Tierhaltung als die völlig unsinnige Dressur. Dabei spiele es auch keine Rolle, ob ein abartiges Verhalten durch Zwang oder Leckereien hervorgerufen wird. Wer Tiger liebt lässt sie nicht auf einem Hocker eine Pirouette drehen und nennt das ganze dann auch noch Walzer. Eine Änderung könne meiner Meinung nach aber nicht durch Verbote oder plattmachen auf die linke Tour erfolgen, sondern nur durch eine neue Einstellung vor allem bei den Zuschauern, die nicht mehr bereit sind, für solche Vorführungen Geld auszugeben. Herr Walliser nahm meine Auffassung zur Kenntnis.

Herr Walliser sagte, es sei zwar richtig, dass der Dompteur Christian Walliser mal von Tigern angefallen wurde, die Aussage (auch von Bürgermeister Link gegenüber der Zeitung), dass seit 15 Jahren nix passiert sei, beziehe sich darauf, dass kein Tiger ausgebrochen oder ein Zuschauer zu Schaden gekommen ist. Er habe Bescheinigungen und Zeugnisse, dass bei ihnen alles vorbildlich ist. Jeder könne kommen und sich davon überzeugen, dass es den Tigern gut gehe. Ich stimmte Herrn Walliser zu, dass es immer das beste ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, anstatt die von anderen zu übernehmen. Ansonsten nahm ich Herrn Wallisers Auffassung zur Kenntnis.

Herr Walliser sagte, dass er sich nicht in meine Streitereien mit der Stadt Löffingen hinein ziehen lassen möchte. Dafür hatte ich Verständnis, sagte aber, dass sich anhand des Erscheinens der Walliser Tiershow in Löffingen perfekt aufzeigen lasse, wie die Stadt Löffingen ticke. Da werden die Menschen nach Gutsherrenart in Nützlinge, Günstlinge und Schädlinge eingeteilt und entsprechend behandelt. Herr Walliser hatte Verständnis, wollte aber aus nachvollziehbaren Gründen keine Stellungnahme über die Stadt Löffingen abgeben.

Ich sagte Herrn Walliser, dass ich den ehemaligen Eigentümer der Säge gut kenne. Der hatte begonnen, einen Teil des Gebäudes zur Wohnung umzubauen und hatte schon den Architekt bezahlt, als der Stadtbaumeister Rosenstiel erschien und sagte:  da kann man nicht wohnen und da legen wir auch kein Wasser hin.   Was wird der ehemalige Eigentümer jetzt wohl denken (und fühlen), wenn er in der Zeitung liest, dass die Stadtarbeiter rennen und springen, damit fremde Leute mit Tigern da wohnen können und Wasser haben. Überall auf der Welt gilt das universelle Recht auf Wasser, nur nicht für den Herrn Rosenstiel aus dem Löffinger Pfarrgemeinderat …
Ich sagte Herrn Walliser, dass der Kinderficker-Anwalt Behnke dem Gericht Neustadt mitgeteilt hat, dass ich mit 26 cent pro qm viel zu wenig Miete zahle, weil in Löffingen 50 cent üblich seien, bei Wohnnutzung noch wesentlich mehr.

26 centBei der Grundstücksgrösse der Säge von 5200 qm würde das monatlich 2600 € Miete bedeuten, durch die Wohnnutzung noch wesentlich mehr. Obwohl es mich wirklich überhaupt nix angeht, sagte ich, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie sich sein Projekt bei so einer finanziellen Belastung trägt.

Ich sagte Herrn Walliser, dass ich das Thema Homosexualität bzw. schwul auf meiner homepage angeschnitten habe, weil diesbezügliche Gerüchte über mich in Löffingen in Umlauf seien. Ich weiss zwar den Ursprung nicht genau, aber die schriftlichen Mitteilungen des Herrn Behnke (an das Gericht ! ) , ich hätte eine uneinsehbare Festung errichtet, in der es vieles zu verbergen gilt, deuten schon in Richtung Stadt und Gemeinderat.

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Ich sagte, dass ich dermaßen hetero bin, dass im Vergleich dazu Chuck Norris fast schon eine kleine Tunte sei. Grundsätzlich sei es mir aber völlig egal, ob einer schwul, Zigeuner oder Unadinger ist. Ich empfände es aber als besonders makaber, dass mir wegen diesem Vorwand die Existenz kaputt gemacht wurde, während man echte Schwule mit Blumen begrüsst. Herr Walliser äusserte Verständnis, blieb aber aus nachvollziehbaren Gründen seiner Linie treu, keine Stellungnahme zur Stadt Löffingen abzugeben.

Ich sagte Herrn Walliser, dass entgegen der Aussagen in den (bestellten) Zeitungsartikeln die meisten Löffinger sich an den Kopf fassten, wie eine Stadt so verrückt sein konnte, sich eine derartige Laus in den Pelz zu setzen. Es sei ja denkbar, dass manche Leute nach der Raubtiershow noch einen Kaffee in Löffingen trinken gehen, aber das stehe in keinem Verhältnis zu dem endlosen Ärger und Streit um Vorschriften, Richtlinien etc. , für deren Umsetzung und Einhaltung letztendlich die Stadt rechtlich verantwortlich sei.
Man habe fast schon Mitleid mit den Wallisern, denn was sie auch machen, sie sind immer die Angeschmierten. Bauen sie keinen Zaun, müssen sie wieder weg. Bauen sie einen und müssen trotzdem wieder weg ( so was entscheidet der Gemeinderat nach Gemütslage), dann haben sie auch noch einen Haufen Geld verloren. Meiner Meinung nach sei das ein weiteres Beispiel für die abgrundtiefe Menschenverachtung in Löffingen. Herr Walliser blieb seiner Linie treu, keine Stellungnahme über die Stadt Löffingen abzugeben.

Weil Herr Walliser zu Beginn des Gesprächs sagte, er habe sich über mich und meine homepage aufgeregt, sagte ich, dass er eigentlich darüber froh sein müsse. Möglicherweise habe die Stadt Löffingen befürchtet, dass nach einer Ablehnung er, Herr Walliser, auch eine homepage mache, auf der er dann der Stadt Löffingen Homophobie und Rassismus vorwerfe und das sei das letzte, was die Stadt jetzt gebrauchen kann. Man habe fast den Eindruck, dass sie die Gelegenheit nutzte, auch mal unkonventionellen Leuten etwas zu lassen, um ihr ramponiertes Image wieder aufzupolieren.

Zum Schluss meines Berichts über meinen Besuch in der Tigerjahresstätte möchte ich festhalten, dass ich sehr überrascht wurde durch die angenehme und sympatische Art von Herrn Walliser, auch ein schwieriges Gespräch zu führen. Er ist sehr redegewandt, aber mit offenem Blick und in der Sache nachvollziehbar. Während unseres Gesprächs schlich der Dompteur Herr Christian Walliser fast schon schüchtern an uns vorbei, ohne sich an dem Gespräch zu beteiligen, was ich sehr schade fand.
Ich wünsche Herrn und Herrn Walliser privat und gesundheitlich alles Gute, aber in der Sache bin ich irgendwie ein Tiger …

IMG_2838Vor dem Gespräch musste ich eine Viertelstunde warten, weil die Wallisers mit ihren Hunden spazieren gehen waren und ich keinen Termin vereinbart hatte. Ich ging vor dem Gelände auf und ab, und als ich an der Stelle war, wo ich dann das Bild gemacht habe, hörte ich auf einmal einen tiefen, dunklen Seufzer oder Stöhnlaut von einem Tiger. Er war unglaublich laut, was wohl an dem mächtigen Tigerkopf und den entsprechenden Stimmbändern liegt. Es war aber kein einziger Tiger zu sehen. Sie waren wohl alle in den Wagen. Nach und nach stimmten immer mehr Tiger mit ein, bis es ein regelrechtes Klagegebrüll wurde, ein kollektiver Aufschrei zum Tigerhimmel, ob denn da kein Tigergott oder Lichtwesen oder sonst wer oder sonst was ist, wo einen rausholt aus der Scheisse aus Eisenstäben, angenagten Baumstämmen und Dreck. Leider hatte ich nur eine einfache Digitalkamera ohne Tonaufnahme dabei. Das ganze dauerte ca. 2 min und war ein unvergessliches Erlebnis der ganz besonderen Art.
Danach herrschte auf einmal schlagartig wieder Totenstille

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