15.12.2016
Die Menschentrainer
Mal abgesehen davon, dass sich die grösste Raubtiergruppe Europas im Europaparlament in Strassbourg befindet :
Irgendwie muss der weltberühmte Tiertrainer Walliser bei seinem Gastspiel an der Löffinger Wanne diese besondere Energie gespürt haben, die vom Löffinger Rathaus ausgeht und wie eine Dunstglocke über ganz Tomatistan liegt und die ihm signalisiert hat, dass genau hier der beste Standort der Welt für einen weltberühmten Tiertrainer ist.
Es handelt sich um jene Energie, die alle zusammenschweisst, die sich zum Ziel gesetzt haben, Blumen oder Tiere oder Menschen aus den Niederungen ihrer Unvollkommenheit heraus auf eine höhere Ebene zu befördern.
Es ist nämlich so :
Alles was ist und jemals sein wird ist nicht gut so wie es ist
Es muss erstmal trainiert werden damit es gut wird
Nun möchte ein Tiertrainer genauso wie ein Löffinger Administrant natürlich immer nur das beste für seine Schützlinge. Das blöde an der Sache ist aber, dass die Schützlinge nicht begreifen, was das beste für sie ist. Manchmal versteigen sie sich sogar zu der Annahme, dass es ihnen ohne ihre Trainer besser gehen würde. Genau da liegt der Knackpunkt, wo Tier- und Menschentrainer Handlungsbedarf erkennen und ihr Einschreiten als zwingend geboten erachten.
Denn sie wollen nicht das bessere, sie wollen das beste …
Ein undressierter Tiger oder ein undressierter Mensch ist eine imposantere Erscheinung als ein Tiertrainer oder gar ein Stadtbaumeister. Trotzdem finden Trainer mit Leib aber ohne Seele es ziemlich erbärmlich, wenn ein Tiger auf dem nackten Boden sitzt wie ein Hottentotte. Der Tiger muss deshalb angeleitet werden, sich zivilisiert auf ein Höckerchen zu setzten und Männchen zu machen, weil der Tiertrainer es so für sinnvoller hält. Genauso muss ein Bürger vor dem Stadtbaumeister und dem Bauausschuss des Gemeinderats Männchen machen, weil die Menschentrainer es so für sinnvoller halten, denn eine Gemeindesatzung ist für sie eine imposantere Errungenschaft der Zivilisation als ein undressierter Mensch …
Natürlich können Orte des Lichts und der Liebe wie das Löffinger Rathaus oder der Löffinger Raubtierhof nur durch friedliches Miteinander und konstruktive Kooperation Bestand haben und alles ist immer freiwillig. Aber zur Kooperation gehört das Männchen machen und ohne Kooperation bleibt der Futternapf leer und die Garage oder die Dachgaube dürfen nicht gebaut werden. Erkennen die Trainierten die Dominanz ihrer Trainer an, dann bekommen sie Leckerli oder Ausnahmegenehmigungen und Sondernutzungserlaubnis. Das ist der deal …
Ein Beobachter von einer höheren Ebene würde jetzt sagen, wenn die Trainierten einfach nur konstruktiv miteinander kooperieren würden, wäre es eine Kleinigkeit, sich ihrer Trainer sowohl im Raubtierhof als auch im Löffinger Menschenhof zu entledigen. Aber so was ist in der Zivilisation verpönt, denn die Zivilisierten sind so austrainiert, dass sie klaglos akzeptieren, dass in der Zivilisation am Ende nicht der Stärkere gewinnt sondern der Mächtigere und das ist der, der einem die Fleischkeule in den Käfig wirft oder den Stempel unter den Antrag haut …
Beobachter aus einer niederen Ebene bezahlen sogar Eintritt, um dabei sein zu dürfen, wenn Trainer ihre Trainierten vorführen und klatschen hinterher auch noch Beifall.
Das ist dann wieder so ein Moment, wo Undressierten nix mehr dazu einfällt, ausser vielleicht, dass ein Leben mit Hunger bzw. ohne Garage oder Dachgaube besser ist als Beifall aus der falschen Ebene …
Es ist noch gar nicht solange her, da waren Tier- und Menschentrainer nicht so zivilisiert wie heute.
Wenn z.B. Bärenfreunde einen Bären zu einem Tanzbären trainieren wollten, haben sie ihn stehend über einer elektrisch erhitzen Stahlplatte angebunden und gleichzeitig mit dem Strom auch Musik eingeschaltet. Wenn der Bär sich nicht seine Füsse verbrennen wollte, musste er in kurzen Abständen immer einen Fuss hoch heben, um seinen Fusssohlen Kühlung zu verschaffen. Das sah dann so aus, als würde er tanzen. Man musste den Bären nur lange genug trainieren, dann brauchte man eines Tages die heisse Platte nicht mehr. Sobald der Bär Musik hörte, dachte er dass es gleich wieder unter den Füssen brennt und er fing an zu tanzen. Das ist eine Art von Pawlowschem Reflex
Der weltbekannte Menschentrainer „Knöllchen-Horst“ hat ein gewaltfreies Trainingsprogramm für Menschen entwickelt, dass die Löffinger Administranten in vollem Umfang in ihr Strukturkonzept übernommen haben. Bei diesem Konzept sind Stock- und Peitschenhiebe durch Gebührenbescheide und Zahlungsforderungen ersetzt worden, und wegen der langen Trainingsdauer und dem Pawlowschen Reflex tanzen die meisten Löffinger heute immer nach der Musik ihrer Administranten, obwohl sie gar nicht auf einer heissen Platte stehen …
Aber auf was ich schon die ganze Zeit hinaus will ist folgendes :
Richtig spannend wird es, wenn Tiertrainer und Menschentrainer aufeinander treffen.
Im Löffinger Zirkus kann man gerade beobachten, wie Europas grösste Tiertrainergruppe von den weltbekannten Administranten trainiert wird. Wie immer wurden die Trainingspartner mit falschen Versprechungen in die Falle gelockt, und jetzt sind sie in ihrem Käfig an der alten Stadtsäge gefangen. Wenn man erst mal seinen ganzen Krempel irgendwo hingebracht hat und Plakate und Flyer mit der Adresse gedruckt sind, dann kommt man so einfach nicht weg. Einen neuen Platz zu suchen braucht Zeit und ist ziemlich schwierig. Wer wüsste es besser als ich …
Aber eine gewisse Abhängigkeit ist der ideale Nährboden für den Erfolg von Trainingsprogrammen.
Jetzt dürfen zur Abwechslung mal die Tiertrainer auf dem Höckerchen Platz nehmen und werden dem staunenden Publikum vorgeführt. Der Zaun ist zu niedrig und ausserdem muss er doppelt sein und überhaupt ist zu wenig Platz pro Tiger vorhanden. Als hätte man das alles nicht schon vorher gewusst und vor einer Ansiedelung bedenken können. Jetzt müssen die Wallisers Männchen machen für jeden Genehmigungsstempel und vielleicht müssen sie auch noch durch den Feuerreifen springen und ein paar Tiger abgeben. Eine Entscheidung war für Anfang Oktober angekündigt, aber jemand in der Ungewissheit hängen lassen ist eine beliebte Trainingsmethode und die Menschentrainer wollen natürlich noch den Weihnachtszirkus samt Synergieeffekten mitnehmen …
Zur speziellen Energie in der Löffinger Dunstglocke gehört auch, dass Abmachungen mit den örtlichen Menschentrainern wertlos sind und sogar Verträge bei Bedarf von ihnen zu unverbindlichen Vereinbarungen zurück gestuft werden. Ich habe die Wallisers schon gewarnt, als sie noch an der Wanne waren, aber damals war die Faszination des Anfangs natürlich grösser als alle Bedenken. Ich habe sie auch in ihrem Raubtierhof besucht und halte sie trotz allem für prima Leute, die in der Lage sind, Aussergewöhnliches auf die Beine zu stellen.
Es kotzt mich immer an, wenn Leute verarscht werden, und mein Herz schlägt immer für die, die gegen ihren Willen trainiert werden, aber in dem Fall bin ich auf Seiten der Tiger. Und so stelle ich mir gerade vor, wie ein Tiger seine abgenagte Frühstücks-Fleischkeule zur Seite schiebt, noch ein Schlückchen aus dem Wassernapf nimmt, die Zeitung zuklappt, sich genüsslich zurücklehnt und bei sich denkt :
Siehst du, Walliser, so fühlt es sich an wenn man trainiert wird …