06.01.2019
Die Lückenpresse
Cover des Buches „Lückenpresse“ von Ulrich Teusch
Das Wort „Lückenpresse“ ist eine Wortschöpfung von Ulrich Teusch. Natürlich ist es eine Anspielung auf das Wort „Lügenpresse“, aber wer möchte schon so ein Unwort verwenden. Vielleicht hat auch Ulrich Teusch schon mitbekommen, dass die Staatsanwaltschaft eher gegen Leute ermittelt, die Lügner als Lügner bezeichnen, als dass sie gegen Leute ermittelt, die lügen. Offenbar ist die persönliche Ehre ein schützenswerteres Rechtsgut als die Wahrheit …
Vielleicht wollte er aber auch zum Ausdruck bringen, dass eine Lücke noch etwas schlimmeres als eine Lüge ist. Eine Lüge lässt sich durch einen Gegenbeweis aufdecken, wogegen einer Lücke -im Gedächtnis oder in der Information- nicht beizukommen ist. Es ist buchstäblich nix da, was durch einen Gegenbeweis zu entkräften wäre. Fortgeschrittene im Bereich Desinformation und Strafverhinderung wie der ehemalige Löffinger Oberadministrant Norbert Brugger wissen das und berufen sich lieber auf eine Lücke im Gedächtnis, als dass sie etwas vorbringen, was man ihnen eines Tages doch noch als Lüge nachweisen könnte.
Durch den aktuellen Fall von Claas Relotius ist das Thema Lücken- und Lügenpresse wieder hoch gekocht.
Relotius war bis vor kurzem Schreiberling beim Spiegel, der „Bildzeitung für Abiturienten“ (Zitat Volker Pispers).
Gestolpert ist Relotius über eine kleine dumme Lüge. Er hatte behauptet, in einer amerikanischen Kleinstadt stehe neben dem Ortschild ein weiteres Schild mit „Mexicans-keep out !“ darauf. Nun gibt es aber tausende Einwohner dieser Stadt, die bezeugen, dass zu keinem Zeitpunkt ein solches Schild vor ihrer Stadt gestanden hat. Pech für Relotius. Und wie es so ist -wer einmal lügt dem glaubt man nicht- hat man dann nachgeforscht, was er sonst noch so alles von sich gegeben hat und ist aus dem Staunen nicht mehr raus gekommen …
Bei dieser Geschichte aus dem Makrokosmos des Journalismus ist mir gleich der Löffinger Mikrokosmos eingefallen. Man braucht gar nicht den „Spiegel“ lesen, wenn man verarscht werden möchte.
Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Schlechte liegt so nah ..
Es gibt schliesslich den „Südkurier“ und die „Badische Zeitung“. Nein, diese Zeitungen arbeiten nicht mit Lügen. Sie arbeiten mit Lücken. Sie lassen wichtige und entscheidende Aspekte oder Informationen einfach weg, weil sie zu faul zum Recherchieren sind oder weil sie im vorauseilenden Gehorsam ahnen, dass eine Veröffentlichung dieser Informationen nicht erwünscht sein könnte. Das ist aber kein Journalismus, das ist Hofberichtserstattung und Propaganda.
Damit einem die Lücken der Lückenpresse auffallen, braucht man nur eines : ein Gedächtnis ohne Lücken ..
Beispiele : 1.
Hier fehlt der Hinweis, dass es sich um eine gekaufte und bezahlte Anzeige oder genauer um eine „Sonderveröffentlichung, die dem Käufer eine Möglichkeit zur Darstellung gibt“, handelt. –> Beweis
Normalerweise hat so ein Artikel eine Umrandung, wo klein an der Seite „Anzeige“ dran steht, aber -Fehlanzeige ..
2.
http://www.badische-zeitung.de/loeffingen/nahwaerme-wird-zur-erfolgsgeschichte–124363428.html
Kein Wort zum Anschlusszwang an eine „Erfolgsgeschichte“ …
Die angegebenen Kosten beziehen sich auf „die bis zum vergangenen Jahr aufgelaufenen“…
Kein Wort zur Gesamtverschuldung der Stadt in Höhe von 21.000.000 €
http://löffingen-macht-platt.de/warum-eine-erfolgsgeschichte-kein-desaster-ist/
http://löffingen-macht-platt.de/wozu-nahwaerme-wenn-ab-2019-nullenergiehaeuser-pflicht-werden/
Aber kein Artikel der Lückenpresse ist so lückenhaft, dass er nicht noch lückenhafter sein könnte.
Im folgenden Artikel werden gar keine Zahlen mehr genannt. Es wird seine Gründe haben. Information sieht anders aus. Dafür segnet der Pfarrer das Nahwärmeprojekt. Deshalb ist es auch eine ganz grosse Erfolgsgeschichte :
http://www.badische-zeitung.de/kleines-wiesental/eine-ganz-grosse-erfolgsgeschichte–145223871.html
3.
Ein historischer Tag für die Stadt Löffingen.
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer ist zu Besuch. Sie ist zufrieden.
Kein Wort zur Gesamtverschuldung.
http://www.badische-zeitung.de/loeffingen/zufrieden-mit-dem-ergebnis-x2x–155546677.html
Harald Obermann vom Regierungspräsidium ist auch zufrieden.
Er habe die Stadt ermuntert, den grossen Sprung zu wagen und nicht zu sparen.
Aber war da ein halbes Jahr zuvor nicht was … ?
Das Regierungspräsidium ermuntert zum Geldausgeben, das Land stuft als finanzschwach zurück.
So geht Deutschland …
4.
Jetzt kommt mein absoluter Lieblings-fake :
Herrlich !!
Ein klarer kalter schnellfliessender Gebirgsbach ist eine Keimsuppe
Auf so eine Idee wäre nicht mal Claas Relotius gekommen …
PS.:
Hat es jemand bemerkt?
Die Altlastenbewertungskommission hat am selben Tag getagt, an dem die BZ abends ihr Ding rausgehauen hat.
Was für ein Zufall …