Die Blumenquäler

14.02.2017

Die Blumenquäler

 

Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die einen Raubtierhof wie den in Löffingen für Tierquälerei halten und sich tierisch drüber aufregen. Aber das ist mir zu kurz gesprungen. Mich regt schon die in Löffingen allgegenwärtige Blumenquälerei auf …

Nun ist Stadtbegrünung im Maßnahmenkatalog der Stadt Löffingen durchaus vorgesehen, denn sie kostet Geld und erzeugt somit Umsatz. Ausserdem holt sie ansonsten arbeitslose Gärtner von der Strasse. Wer aber noch alle Sinne beisammen hat, entdeckt die wahre Schönheit der Natur abseits der städtischen Pflanzorgien

Dem Kenner und Ästheten gehen die Augen über vor der Pracht, die Johanniskraut und Glockenblume aus einer winzigen Fuge heraus entwickeln, die zudem noch mit Quarzsand verfüllt worden ist.
Doch den Administranten zieht es die Augenbrauen zusammen, denn dieser Stadtbereich ist laut Gemeindeordnung nicht für eine Begrünung vorgesehen. Möglicherweise liegt sogar eine Besitz- und Handlungsstörung vor …

Der Fachausschuss für Stadtentwicklung des Gemeinderats wird zu einer Sondersitzung einberufen und versucht zunächst wie immer, das Problem im einvernehmlichen Konsens zu lösen. Aber die Pflanzlücke zwischen den beiden Objekten ist zu gross und der RAL-Farbton der Glockenblume ist ortsuntypisch und nicht in das Stadtbild integrierbar. Es ergeben sich folgende Optionen : entweder das Johanniskraut baut zurück oder die Glockenblume färbt sich um …

Der gesamte Gemeindreat entscheidet jedoch in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig und ohne Stimmenthaltung :

Der Scheissdreck kommt weg und wir machen dafür was Gescheites“

Das sieht dann so aus :

Der berühmte Psychologe und Pschoanalytiker Sigmund Freud hätte dieses Machwerk wohl dahingehend interpretiert, dass sich Gestörte ein Phallussymbol errichtet haben, auf das sie ihre Frustrationen und Fantasien projezieren. Aber mit solchem Schweinekram möchte ich nix zu tun haben. Das ist das Problem dieser Leute …

Mein Problem war es, dass ich immer an der Säule der Säue vorbeifahren musste, was mir immer fast schon körperliche Schmerzen bereitet hat. Abgesehen von meiner Ausdrucksweise bin ich nämlich ein ziemlich sensibler und feinfühliger Mensch. Ich höre nicht nur das Gras wachsen, ich höre sogar die Blumen schreien …

Und so drang es jedesmal selbst durch das geschlossene Autofenster an mein Ohr :

Hilf uns !!!“

Hol uns da runter !!!“

Wir sind nicht dazu gemacht, in 3m Höhe zu hängen !!!“

Wir wollen auf dem Boden wachsen !!!“

Ich bekenne mich schuldig, damals eine Straftat im Sinne von § 323c StGB „Unterlassene Hilfeleistung“ begangen zu haben. Das schien mir das kleinere Übel zu sein als ein Eigentumsdelikt gegen die Stadt Löffingen zu begehen. Ich könnte wetten, dass sich auf jedem einzelnen Blütenblatt ein klitzekleiner Eigentumsaufkleber befunden hat und beim Eigentum hört für die Stadt und die Justiz der Spass auf …

Immerhin sind es mit dem eigentümlichem Aschenbecher und dem eigentümlichen Blumenpimmel schon zwei, die im oder ums Löffinger Rathaus herum aufrecht und gerade sind …

Sigmund Freud hat eine Menge interessanter Sachen über Menschen heraus gefunden. Nicht speziell über Blumenquäler, aber über Menschen, die nur auf Eigentum fixiert sind, die alles und jeden kontrollieren und zurecht stutzen und nach ihrem Gutdünken positionieren müssen, die Freude an Macht und Herrschaft und Dressur haben und die geradezu einen Feldzug gegen alles Natürliche und Ungekünstelte führen.

Aber das muss man bei ihm selber nachlesen. Zwar haben die Nazis 1933  seine Bücher verbrannt, aber Verbot und Zensur sind immer nur vorrübergehend erfolgreich und ansonsten extrem kontraproduktiv.
Trotzdem ist mir ihn hier im Detail zu zitieren wegen den neuen Nazis zu teuer, und Sigmund Freud kann keiner mehr wegen Beleidigung verklagen …

http://gutenberg.spiegel.de/autor/sigmund-freud-182

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